Wir kennen sie aus unserer Kindheit und fast jeder hat mal mit ihnen gespielt oder sie auf dem Schulhof getauscht: Pokémon-Karten. Und sie lagen bei vielen von uns jahrelang im Schuhkarton verstaut auf dem Dachboden oder in der hintersten Ecke unserer Keller. Doch dank Twitch haben sie sich zu wahren Schätzen entwickelt, die Tausende von Euros wert sein können.
Millionen schauen auf Twitch zu
Wie so viele Trends der heutigen Zeit, wurde auch der Hype um die Pokémon-Karten von einigen Influencern aus der Welt des Internets losgetreten. Genauer gesagt spielte Twitch eine ganze entscheidende Rolle, denn die Faszination rund um die Sammelkarten hat viel mit der Spannung zu tun, die beim Öffnen einer der Booster-Packungen entsteht. Und das Mitfiebern macht zusammen mit tausenden anderen Zuschauern gleich viel mehr Spaß.
Streamer wie MontanaBlack88 oder Trymacs machen daraus riesige Twitch-Ereignisse. So schauten dem 26-Jährigen Hamburger Maximilian Alexander Curt Stemmler, besser bekannt unter seinem Synonym Trymacs, unglaubliche 293.000 gleichzeitige Zuschauer über die Schulter, während der Streamer dutzende Pokémon-Packs öffnete.
Abgesehen von einigen seltenen Karten, die der Twitch-Star bei dieser Aktion aus den Packs ziehen konnte, hat sich das Event auch anderweitig finanziell mehr als gelohnt. So waren seine Zuschauer so begeistert, dass sie den Streamer mit massenhaft Abonnements belohnten und so die Gesamtzahl der zahlenden Zuseher auf seinem Kanal auf 61.110 Twitch-Abonnenten steigerten. Damit steht der 26-Jährige nun weltweit auf Nummer 1 der am meisten abonnierten Streamer auf Twitch. Und das vor internationalen Top-Streamern wie nickmercs oder XQC.
Pokémon-Karten: Ein teurer Spaß
Egal ob man das Sammeln der Karten oder das Öffnen von Booster-Packs nun als privates Hobby betreibt oder daraus Twitch-Ereignisse für hunderttausende Zuschauer macht, es ist kein günstiges Vergnügen. Zumindest dann nicht, wenn man an die wirklich seltenen Karten ran möchte.
Besonders begehrt sind dabei die Booster aus dem Basis-Set in der 1. Auflage. Also jene Karten, die vielleicht der ein oder andere von uns als Kind unachtsam in der Hosentasche transportiert hat und die heute von Sammlern mit Samthandschuhe angefasst werden, weil sie mitunter den Wert eines Neuwagens haben.
Auf spezialisierten Websites wie Lotticards.de oder Collect-it.de ist man schnell eine vierstellige Summe los, wenn man eines der sogenannten “Displays” erstehen möchte. Diese Displays bestehen in der Regel aus 36 Booster Packs mit je 10 Karten.
65.000€ für ein seltenes Glurak
Pokémon-Fans und Sammler, die viel Geld in spezielle Booster Packs investieren, hoffen natürlich auf eine der ganz seltenen und wertvollen Karten, die mitunter viele tausend Euro auf eBay und Co. einbringen können. Das ganz große Los, oder in diesem Fall besser gesagt das ganz große Glurak, hat der Streamer und YouTuber Papaplatte gezogen. Oder besser gesagt: ziehen lassen!
Papaplatte, der auf YouTube mehr als eine halbe Million Abonnenten hat, hat im vergangenen Jahr bei einer Aktion des YouTube-Stars Logan Paul mitgemacht. Dieser hatte für die wahnsinnige Summe von $200.000 ein Display der allerersten Edition gekauft und angekündigt, die darin enthaltenen Booster Packs im Rahmen eines Livestreams zu öffnen. Das Besondere an der Aktion: Die einzelnen Packs des Displays, oder besser gesagt den jeweiligen Inhalt, hat er für $11.000 weiterverkauft. Jeder Käufer konnte also live mitverfolgen, was Logan Paul aus seinem sündhaft teuren Booster zieht.
Einer der Käufer war Papaplatte und der 24-Jährige hätte kaum mehr Glück haben können. Unter den 10 Karten seines Boosters befand sich nämlich ein extrem seltenes holographisches Glurak der ersten Edition in einem nahezu perfekten Zustand. Der Wert: rund 65.000€. Das YouTube-Video von Papaplatte zu der verrückten Aktion ging mit rund 1.500.000 Videoaufrufe natürlich in kürzester Zeit viral.
Kein Ende des Hypes in Sicht - Fallen die Kartenpreise trotzdem?
Ein Ende des Pokémonkarten-Hypes ist nicht in Sicht. Livestreams, YouTube-Videos und spezielle Events rund um das Öffnen von besonders seltenen Boostern brechen nach wie vor alle Rekorde und scheinen dank hoher Klickzahlen und tausenden Abonnements und Donations auch für die Content-Ersteller lohnenswert zu sein.
Die Kartenpreise könnten allerdings trotz der großen Begeisterung schon bald wieder etwas fallen. So ist natürlich auch dem Herausgeber der Sammelkarten, The Pokémon Company, der Hype um Glurak, Pikachu und Co. nicht entgangen und auch nicht die damit verbundenen Probleme für all jene, die mit den Karten nur das tun wollen, wofür sie ursprünglich gemacht wurden: spielen.
Denn die begehrtesten Sammlerstücke sind natürlich nur noch selten im Umlauf und wenn, dann für horrende Preise. Entgegenwirken will The Pokémon Company diesem Umstand, indem man einige der seltenen Karten nachdrucken will. Für Sammler bedeutet dies natürlich einen nicht zu verachtenden Wertverlust. An der Beliebtheit der Sammelkarten und der Begeisterung auf Twitch und YouTube wird das aber wohl nichts ändern.
